„Dagersheims ehemalige Ortsvorsteherin Susanne Weiß hat seit 1. April einen neuen Job in der Böblinger Immobilienbranche“ Von Siegfried Dannecker
Lange Zeit hat sie es geheim gehalten und nur in kryptischen Andeutungen geredet. Jetzt gibt sie geraderaus eine Antwort, wo sie zwischenzeitlich gelandet ist: Dagersheims ehemalige Ortsvorsteherin Susanne Weiß hat bei einem Böblinger Immobilienunternehmen angeheuert.
Das Strahlen im Gesicht wie eh und je, läuft Susanne Weiß auf das neue Café auf dem Flugfeld zu, das dummerweise geschlossen ist. Gerade dann, wenn es als Treff zum Gespräch dienen sollte. Kein Problem für die 43-Jährige. Beim Bäcker Treiber im Rewe gegenüber kann man sich ja auch hinsetzen. Unkompliziert war die gertenschlanke Frau schon als Dagersheimer Fleckenchefin in ihren drei Amtsjahren.Warum sie gegangen ist, obwohl sie jeder für die Richtige am richtigen Platz hielt? Die Diplom-Verwaltungswirtin schmunzelt. Ja, der Job habe ihr Spaß gemacht. „Ich hätte ihn auch weitermachen können.“ Aber es habe in ihr auch den Reiz gegeben, „was anderes zu machen. Da muss man dann den Absprung schaffen. Wenn man mal 50 ist, ist das zu spät. Oder es wird schwieriger“, sinniert die resolute Frau mit dem Lockenkopf. Ihre Entscheidung sei „keine gegen etwas“, gewesen, „sondern eine für etwas“. Für den neuen Job beim Haus- und Finanzservice von Bärbel Bahr in Böblingen.
„Sie kennen ja meine Vorgeschichte“, deutet Susanne Weiß an. Richtig. Der Vater, selbstständiger Elektromeister, war gestorben. Die Tochter, die dem Vater mit ihrem technischen Know-how und praktischen Geschick oft zur Hand gegangen war, muss sich gemeinsam mit der Mutter um die Abwicklung des Betriebs kümmern. Eine Zeit, die für Susanne Weiß stressig war. Die sie aber auch hat nach- und sehr vieles überdenken lassen. In dieser Phase reifte in der Frau aus Vaihingen/Enz die Idee zur Veränderung. Namentlich ein Wechsel zu Bärbel Bahr, die im Herbst 2011 eine eigene Wohnbaugesellschaft gegründet hatte. Die erfolgreiche Immofrau kannte Susanne Weiß bereits. Auf einem Business-Frühstück hatten sich die Damen kennengelernt, durch Vermarktungs-Aktivitäten in Dagersheim weiteren Kontakt gehabt. „Dass wir seit geraumer Zeit gemeinsam ins Sportstudio gehen, war und ist ebenfalls ein offenes Geheimnis“, grinst Susanne Weiß. Als Single, die einen neuen Lebenspartner hat, aber ohne Familie ist, ist sie „vergleichsweise sehr ungebunden“ und nur sich selbst verantwortlich. Da geht man vielleicht auch ein Risiko ein, das andere scheuen würden. Susanne Weiß hat ihren Beamtenstatus aufgegeben, eine Sicherheit. Aber das mache ihr keine Angst, sagt sie, die in ihrer Verwaltungs-Karriere sehr abwechslungsreiche Jobs hatte „und stets auch eine gewisse Selbstständigkeit. Ich bin so erzogen worden.“ Alles, was sie auf ihren Rathaus-Stationen tat, hatte mit Bau(en) zu tun, der Ortsvorsteher-Job vielleicht etwas weniger.
Mit dem OB, sagt sie,gab’s keinen Stress
Nun will Susanne Weiß ihre Talente in der privaten Immobilienwirtschaft einbringen. Bärbel Bahr gebar die Idee, ein Bauträgerunternehmen zu gründen und Grundstücke selber zu verwerten. „Könnten Sie sich das vorstellen?“, wurde Susanne Weiß gefragt. Sie konnte. Also ist es jetzt ihr Job, Grundstücke zu akquirieren, die Planungen von Architekten zu begleiten, Behördengänge zu erledigen, Genehmigungen einzuholen und die Bauten zu beaufsichtigen.
Ein komplexes Unterfangen, seit 1. April. Aber Susanne Weiß weiß, „wie Baustellen aussehen – auch von Amts wegen“. Sie kennt aus ihrer Biographie im Elternhaus viele Baustellen und ist in ihrer Vita durch die Bauämter in Eberdingen, Ilsfeld, Tamm und Remseck geschult. Bauen soll, wenn sie sich drum kümmert, kein Grauen sein. Sie will „bauwilligen Leuten eine Serviceleistung anbieten, mit der die auch zufrieden sind“, diese Klientel entlasten: „Jeder hat heutzutage doch schon genug um die Ohren.“
Zehn Wochen ist Susanne Weiß nun an neuer Stelle – nach 20 Jahren öffentlichem Dienst. Und hat nach eigenem Bekunden großen Spaß daran: „Das ist sehr abwechslungsreich. Ich kann mir meine Aufgabe fast selber definieren.“ Durch die Arbeit in einem kleinen, handlichen Team, „sind Dinge schnell umsetzbar“, sagt Susanne Weiß, die sich freut, dass mit Michael Möslang ein sehr guter Nachfolger für sie gefunden worden sei. Wenn der noch was wissen müsse: „Oifach anrufa und i steh da. Koi Thema“, schwäbelt die 43-Jährige, die zwar ehrgeizig ist, aber „nie Bürgermeisterin werden wollte“. Auch sei das Verhältnis zu OB Wolfgang Lützner kein schwieriges gewesen, widerspricht Susanne Weiß möglichen Weggangs-Interpretationen. Der habe ihr ins Dagersheimer Geschäft nicht hineingefunkt: „Es war ein angenehmes Arbeiten.“
Auf einen Promi trifft Susanne Weiß indessen nicht mehr. Sindelfingens ehemaliger Baubürgermeister i. R. Johannes Mescher hat seine Zusammenarbeit mit Bärbel Bahr inzwischen beendet. Die Chemie, heißt es von ihm selber, habe letztlich nicht gestimmt.
